Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde
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Waldschutz ist besser für das Klima als die Holznutzung: Diskussionsbeitrag zur Studie des Max-Planck-Instituts für Biogeochemie


© HNEEPierre Ibisch


Internationale wissenschaftliche Studien zeigen, dass alte Naturwälder wichtige Speicher und Senken von Treibhausgasen sind. Der Beitrag zum Klimaschutz der ungenutzten und biomassereichen Wälder mit intakten Böden - wie hier im Hainich-Nationalpark – ist größer als jener, die forstlich genutzt werden.

© HNEE/ P.L. Ibisch


10. August 2020

Rege diskutiert wird eine seitens des Max-Planck-Instituts für Biogeochemie in Jena im Februar 2020 veröffentliche Studie, die zeigen sollte, dass nachhaltig bewirtschaftete Wälder das Klima besser schützen als unbewirtschaftete Wälder. Der wichtigste Beitrag nachhaltiger Wirtschaftswälder der gemäßigten Klimazone sei das Ersetzen fossiler Brennstoffe durch die energetische Nutzung von Holz. Die Befunde der in Global Change Biology – Bioenergy veröffentlichten Studie wurden nunmehr durch drei unabhängig voneinander entstandene Publikationen in derselben Zeitschrift widerlegt.

Eine europäisch-amerikanische Gruppe (Zoltán Kun und Kolleg*innen) sowie drei Wissenschaftler*innen aus den USA und Australien (Mary Booth und Kolleg*innen) wiesen nach, dass die Schlussfolgerungen des Artikels auf ungeeigneten Annahmen und Berechnungen beruhen. Ein Autor*innen-Kollektiv der Naturwald Akademie, der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde sowie von Wohllebens Waldakademie zeigt nun in ihrer Publikation, dass die Behauptung, die Bewirtschaftung von Wäldern sei besser für den Klimaschutz als ihr Schutz, außerdem auf falschen Daten und auf Rechenfehlern beruht.
Der Erstautor Dr. Torsten Welle, Naturwald Akademie, stellt fest: „Nach Korrektur falscher Zuwachsdaten für ungenutzte Wälder aus der Originalstudie ergibt sich, dass die Klimaschutzwirkung von ungenutzten und geschützten Wäldern sogar bis zu zweieinhalb Mal so groß sein könnte als diejenige von forstwirtschaftlich genutzten“. Zweitautor Professor Pierre Ibisch, Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde, unterstreicht die Schlussfolgerung: „Der einzige wirksame Weg zur Eindämmung des Klimawandels besteht darin, die Verbrennung von kohlenstoffhaltigem Material so schnell wie möglich zu stoppen und die natürlichen Kohlenstoffsenken zu stärken, anstatt sie zu zerstören. Die Verbrennung von frischem Stammholz, die sowohl die Konzentration der Treibhausgase in der Atmosphäre erhöht als auch die natürlichen Kohlenstoffvorräte und funktionstüchtigen Waldsenken schwächt, ist schlicht nicht richtig“.
Das Thema ist umweltpolitisch brisant, da aktuell von Bund und Ländern die Vergütung von Ökosystemleistungen des Waldes und hier vor allem der Beitrag zum Klimaschutz durch die Förderung von sogenannten ‚klimastabilen Wäldern‘ diskutiert werden. Es besteht konkret die Gefahr, dass die Förderung erfolgt, ohne dass relevante wissenschaftliche Befunde zum Kohlenstoffhaushalt von Wäldern berücksichtigt werden, welche die Regierungspläne nicht stützen.

Pressemitteilung des Max-Planck-Instituts für Biogeochemie vom 10. Februar 2020: https://www.mpg.de/14452850/nachhaltige-wirtschaftswalder-ein-beitrag-zum-klimaschutz

Widerlegte Originalpublikation:

Schulze, E.D., Sierra, C.A., Egenolf, V., Woerdehoff, R., Irslinger, R., Baldamus, C., Stupak, I. & Spellmann, H. (2020). The climate change mitigation effect of bioenergy from sustainably managed forests in Central Europe. GCB Bioenergy 12, 186–197. https://doi.org/10.1111/gcbb.12672.

Schriften, die die Befunde widerlegen:

Booth, M.S., Mackey, B. & Young, V. (2020). It’s time to stop pretending burning forest biomass is carbon neutral. GCB Bioenergy, doi: 10.1111/gcbb.12716.

Kun, Z., DellaSala, D., Keith, H., C., Cormos, C., Mercer, B., Moomaw, W.R. & Wiezik, M. (2020). Recognizing the importance of unmanaged forests to mitigate climate change. GCB Bioenergy, doi.org/10.1111/gcbb.12714.

Welle, T., Ibisch, P.L., Blumröder, J.S., Bohr, Y.E.-M.B., Leinen, L., Wohlleben, T. & Sturm, K. (2020). Incorrect data sustain the claim of forest-based bioenergy being more effective in climate change mitigation than forest conservation. GCB Bioenergy, doi.org/10.1111/gcbb.12738

Weiterführende Informationen:

Eckpunkte zur Waldstrategie 2050 Kommentierung der Positionen des Wissenschaftlichen Beirat für Waldpolitik des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft

Für Rückfragen stehen Ihnen zur Verfügung

Prof. Dr. Pierre Ibisch
Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde
Centre for Econics and Ecosystem Management
Telefon 015155155234
pierre.ibisch@hnee.de  

Tobias Wohlleben
Wohllebens Waldakademie GmbH & Co. KG
Tel.: +49 (0)2694 911 320 4
Mobil: +49 (0)151 675 355 34
t.wohlleben@wohllebens-waldakademie.de

Dr. Torsten Welle
Leiter Wissenschaft
Naturwald Akademie gGmbH
Tel.: +49 (0)451-693980-56
welle@naturwald-akademie.org
www.naturwald-akademie.org    

Matthias Fischer
Öffentlichkeitsarbeit
Naturwald Akademie
Telefon: +49 (0) 163 428 84 04
fischer@naturwald-akademie.org

Annika Bischof
HNEE-Mitarbeiterin für Wissenschaftskommunikation
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