Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde
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Abschied von Prof. Dr. Gunther Wolff

In großer Trauer und Dankbarkeit haben wir uns am 11. MĂ€rz von unserem GrĂŒndungsrektor, GrĂŒndungsdekan, langjĂ€hrigen Rektor und Inhaber der Professur fĂŒr Forsteinrichtung, Waldinventur und Luftbildauswertung sowie Ehrensenator verabschiedet. Prof. Dr. Gunther Wolff ist nach einem erfĂŒllten Leben am 20. Februar 2013 im Alter von 83 Jahren verstorben.

Lassen Sie mich einige Punkte aus seinem Leben hervorheben:

Der Wissenschaftler

Gunther Wolff wurde am 5. Februar 1930 in RĂŒbeland im Harz geboren; nach Schulzeit, Abitur und einjĂ€hriger TĂ€tigkeit im Forstamt RĂŒbeland studierte er von 1949-1953 Forstwirtschaft in Eberswalde, an der damaligen forstwirtschaftlichen FakultĂ€t der Humboldt-UniversitĂ€t zu Berlin. Als Forsteinrichter war er bis 1956 unter anderem in Sauen tĂ€tig und widmete sich frĂŒh dem Thema der naturgemĂ€ĂŸen Waldwirtschaft. Die Ergebnisse seiner Arbeit flossen ein in seine 1959 in Eberswalde — hier war er seit 1956 als Wissenschaftler tĂ€tig — vorgelegte Dissertation „Das Revier Sauen: Inventur, Planung und Erfolg einer biologischen Waldwirtschaft“. Auch seine Habilitation zur Rauchschadensdiagnose anhand von Falschfarbenluftbildern, die er 1970 in Tharandt abschloss, widmete sich einem hochaktuellen Thema. Etwa 70 Publikationen, anfĂ€nglich auf dem Gebiet der Luftbildinterpretation, spĂ€ter — die Arbeit mit klassifizierten Luftbildern war ihm in der DDR nicht mehr erlaubt — im Bereich der Aviotechnik weisen den Wissenschaftler Wolff bis Anfang der 90iger Jahre aus. FĂŒr seine wissenschaftlichen Leistungen wurde er nach 1985 mit der Verdienstmedaille Forstwirtschaft in Gold ausgezeichnet.

Der Kulturenthusiast: 50 Jahre Choriner Musiksommer

„Machen Sie mal was mit Musik!“ So oder Ă€hnlich lautete der Auftrag, den der damalige Leiter des Institutes fĂŒr Forstwissenschaften, Prof. Dr. Albert Richter, Gunther Wolff im Jahr 1964 zur Bereicherung des betrieblichen Kulturlebens gab. Das Ergebnis ist, vorsichtig ausgedrĂŒckt, etwas grĂ¶ĂŸer geworden. Herausgekommen ist ein einzigartiges Musikfestival in der Ruine des Klosters Chorin. Nach anfĂ€nglich nur einem Konzert, spĂ€ter vier Konzerten pro Jahr werden es dieses Jahr 18 Konzerte mit vermutlich etwa 30.000 Zuhörern sein. Das ĂŒberwiegend klassische Repertoire mit Schwerpunkt in der Romantik spricht, ohne populistisch zu verflachen, auf hohem musikalischem Niveau breite Bevölkerungskreise an. Wolff und vielen weiteren ehrenamtlichen Helfern ist es gelungen, dieses Festival auch ĂŒber den politischen Systemwechsel hinaus weiterzuentwickeln. Erst in den letzten Jahren hat er sich aus dem TagesgeschĂ€ft zurĂŒckgezogen, hielt aber weiter als kĂŒnstlerischer Leiter wichtige FĂ€den in der Hand. FĂŒr diese Leistungen wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Die Eröffnung des 50. JubilĂ€ums des Musiksommers mitzuerleben war ihm leider nicht vergönnt.

Der Rektor: „GrĂŒn in der Wolle gefĂ€rbt, aber nicht hinter den Ohren“

Gleich nach der Wende grĂŒndete Wolff den Verein der „Freunde und Förderer der forstwissenschaftlichen Lehre und Forschung“, dessen Vorsitz er spĂ€ter auch ĂŒbernahm und dessen Vorstand er bis zu seinem Tod angehörte. Das erklĂ€rte Ziel, die WiederbegrĂŒndung der forstwirtschaftlichen FakultĂ€t der HU in Eberswalde, mĂŒndete schließlich in die erfolgreiche GrĂŒndung unserer Fachhochschule Eberswalde mit den Fachbereichen Forstwirtschaft, Landschaftsnutzung und Naturschutz, Holztechnik und BWL, zu deren GrĂŒndungsrektor er am 15. 1. 1992 berufen wurde. Im Dezember 1994 erfolgte dann die Wahl zum Rektor, ein Amt, das er bis zu seinem 68. Lebensjahr im Dezember 1998 innehatte. Nicht zuletzt Prof. Wolff verdankt die Hochschule die ausdrĂŒckliche Profilierung im grĂŒnen Bereich, den „grĂŒnen Faden“, wie er es damals nannte, der in den Folgejahren zur „Hochschule fĂŒr nachhaltige Entwicklung“ und zur „grĂŒnsten Hochschule Deutschlands“ erfolgreich weitergesponnen werden konnte. Auch spĂ€ter begleitete Gunther Wolff die Entwicklung unserer Hochschule mit großem Interesse: Er wirkte bei der Festschrift zum zehnjĂ€hrigen JubilĂ€um mit, war bei zahlreichen Veranstaltungen prĂ€sent, so auch bei unserem 20. Geburtstag, und beteiligte sich bis zuletzt aktiv an dem derzeit laufenden Forschungsprojekt zur historischen Analyse der Schließung der FakultĂ€t im Jahr 1963.

Er gab — und das lernte ich besonders zu schĂ€tzen — auch mir immer wieder gute RatschlĂ€ge, aber er drĂ€ngte sie mir niemals auf. Sein Lieblingswort in diesem Zusammenhang war „ich stelle anheim“.

Mit Gunther Wolff verlieren wir nicht nur unseren GrĂŒndungsvater, sondern auch einen Freund. Wir werden seinen Mut, seine Beharrlichkeit, seine intellektuelle SchĂ€rfe, seinen Humor, seine Menschlichkeit und seinen Großmut sehr vermissen.

Wilhelm-GĂŒnther Vahrson


GrĂŒndungsrektor Gunther Wolff bei der Feier zur Immatrikulation der ersten Studierenden der FH Eberswalde im April 1992.

GrĂŒndungsrektor Gunther Wolff bei der Feier zur Immatrikulation der ersten Studierenden der FH Eberswalde im April 1992
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