Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde
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Wolfsforschung


Aktuelles Wolfsprojekt:

Interspezifisches Interaktionsverhalten von Wölfen (Canis lupus) und Rotwild (Cervus elaphus)

in Sachsen-Anhalt

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Hintergrund:

Das Wissen über die Lebensweise von Wildtieren und die Veränderung von Populationen ist im praktischen Wildtiermanagement von zentraler Bedeutung, um Prozesse effektiv bzw. nachhaltig zu steuern oder den nachhaltigen Erfolg von Maßnahmen zu beurteilen. Die wildlebenden Huftiere profitierten lange von der Abwesenheit der Großraubtiere und von der Bewirtschaftung der Kulturlandschaft. Der Wolf kehrt zurzeit in sein angestammtes Verbreitungsgebiet in Mitteleuropa zurück und wird dort als Großraubsäuger die Wechselwirkungen zwischen den Organismen verändern. Wölfe haben als Beutegreifer einen direkten, numerischen Einfluss auf den Bestand und die Demografie ihrer Beutetiere wie Reh und Rothirsch. Andererseits sind auch indirekte, funktionelle Einflüsse nachgewiesen, die von Verhaltensänderungen der Huftiere herrühren. 

Die interspezifische Studie des FG Wildbiologie, Wildtiermanagement & Jagdbetriebskunde (FWWJ) der HNE Eberswalde, bei der u.a. das Raumverhalten von Räuber und Beute zeitgleich im Gebiet der DBU-Naturerbefläche Glücksburger Heide mit Hilfe der GPS-Telemetrie analysiert wird, soll valide wissenschaftliche Aussagen zum Interaktionsverhalten von Wölfen und wildlebenden Ungulaten liefern. Bislang sind die ökologischen Auswirkungen von Wölfen auf Rotwild in Deutschland nicht bekannt. Das Interesse neuerer zoologischer Studien richtet sich in zunehmendem Maße auf die funktionale Rolle der Tiere in den Ökosystemen und ihre Wirkung auf diese. Während durch die Etablierung eines bundesweiten Monitoringprogramms die Situation und Verbreitung der Wolfspopulation in den meisten Bundesländern recht gut dokumentiert ist, fehlen bislang wissenschaftlich fundierte Daten zur Quantifizierung der Wechselbeziehungen zwischen dem Prädator Wolf und seinen Beutetieren.

Ziele und Themenschwerpunkte des Projektes:

Seit 2015 wird durch das FWWJ ein DBU-Rotwildforschungsprojekt zum Thema „Beeinflussung des Raum-Zeit-Verhaltens von Rotwild (Cervus elaphus) durch großräumige Beweidungsprojekte auf ausgewählten DBU-Naturerbeflächen“ durchgeführt (siehe Rotwildforschung). Im Rahmen dieses Projektes wurden in der Glücksburger Heide bis dato 25 Rothirsche beiderlei Geschlechts mit GSM-GPS-Sendern ausgestattet. Gleichzeitig wurden seit Februar 2017 einzelne Wölfe mit GSM-GPS bzw. Iridium-GPS-Halsbandsendern markiert. Den innovativen Ansatz der Studie bilden die in den Sendern beider Wildarten integrierten Proximity-Sensoren. Nähern sich die Wölfe dem sendermarkierten Rotwild auf unter 150 m an, registrieren sich Wolfs- und Rotwildsender über eine UHF-Kommunikation und messen permanent Entfernung und Bewegung beider Wildarten. Somit ist es erstmalig möglich, das unmittelbare Interaktionsverhalten des Raubtieres und seiner potentiellen Beutetiere zu untersuchen. Innerhalb der Studie ist die Bearbeitung folgender Themenschwerpunkte geplant:

  • Analyse des Raum-Zeit-Verhaltens beim Wolf (inkl. Reproduktions- und Dismigrationsverhalten)
  • Interaktionsanalysen von Wolf-Rotwild (statische und dynamische Interaktionsanalysen)
  • Untersuchung des Beuteschemas beim Wolf anhand von nahrungsökologischen Untersuchungen (Exkrementanalysen) und Prädationsstudien (Clustercheck-Analysen)
  • Dokumentation der Populationsentwicklung und -dynamik des Wolfsrudels anhand eines intensiven Fotofallen-Monitorings auf der Fläche

collage-wolfsforschung

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