Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde
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Hintergrund

Mit mehr als 4.000 verschiedenen Arten gilt das Pamiro-Alai-System als einer der Biodiversitätshotspots weltweit (Mittermeier et al. 2004). In diesem Zusammenhang spielen vor allem die Waldökosysteme eine herausragende Rolle. Etwa ein Drittel der Waldfläche Tajikistans und Kirgisiens sind mit Wacholderwäldern bedeckt (Scheuber et al. 2000, S. 70), (Safarov und Novikov 2002). Bei den Waldflächen in mittleren und oberen Höhenlagen beträgt der Wacholderwaldanteil in Zentralasien sogar etwa 80 % (Merzlyakova 2008).

Wacholder-Wald

Seit dem beginnenden 20. Jahrhundert hat sich der Anteil an waldbestockten Flächen in Kirgisien und Tajikistan dramatisch verringert. So betrug allein der Rückgang der Wacholderwaldfläche in Kirgisien zwischen 1930 und 1978 60 % (Gan 1982). Trotz intensiver Aufforstungsbemühungen während der Endphase der Sowjetunion konnte der Waldanteil bis 1991 nicht signifikant gesteigert werden. Mit dem Zerfall der Sowjetunion und der einsetzenden Energiekrise setzte ein zusätzlicher Nutzungsdruck auf die verbleibenden Waldbestände ein (Scheuber et al. 2000, S. 71). Neben der Brennholznutzung spielt gegenwärtig der Eintrieb von Weidevieh in die verbleibenden Wacholderbestände eine bedeutende Rolle. Eine natürliche Verjüngung ist durch die starke Beweidung nahezu unmöglich.


Die Wacholderwälder in Zentralasien stehen unter starkem sozio-ökonomischem Druck (Chorfi 2004a und b, Chorfi 2007). Unkontrollierte Nutzungen in der Vergangenheit und Gegenwart haben vielerorts zu einer derartigen Degradierung der Wälder geführt, dass deren nachhaltige Entwicklung gefährdet ist (Gan und Chub 1978, Gan 1982, Scheuber et al. 2000, Rahmonov et al. 2017). Insbesondere die seit 1990 zunehmend intensivere Beeinflussung der Waldökosysteme gibt Anlass zur Besorgnis für den langfristigen Erhalt der in ihrer Zusammensetzung weltweit einmaligen Wälder. Überdies führen klimatische Veränderungen zu einer Erhöhung des Trockenstresses für Juniperuswälder in allen untersuchten Höhenzonen (Seim et al. 2026). Diese Kombination aus ökologischen und sozio-ökonomischen Belastungen wirkt sich auf die sensiblen Juniperuswälder der montanen und subalpinen Lagen in besonderem Maße schädigend aus (Buttoud und Yunusova 2000).


Um die Wälder nachhaltig schützen zu können, sind Kenntnisse über ihre Ökologie und ihr Wachstum erforderlich, um darauf aufbauend an den Erfordernissen der Bevölkerung orientierte Schutz- und Nutzungsstrategien sowie Kontrollmechanismen zu entwickeln (Muhamedshin 1967, Yunusova et al. 2000, Schmidt 2005, Toktoraliev 2005, Jalilowa 2012). Ein Totalschutz der Wälder kann – obwohl insbesondere zum Erhalt der natürlichen Prozesse in angemessener Größenordnung wünschenswert - nur in Ausnahmefällen eine Lösung darstellen. Der zunehmende Bevölkerungsdruck sowie die Armut der Bevölkerung schließen dies faktisch aus.


Aktuell und in der Vergangenheit haben v.a. folgende anthropogene Faktoren auf die Wälder und deren Wuchspotential gewirkt:

  • Waldzerstörung infolge von (ungeregelter) Landnahme durch die örtliche Bevölkerung
  • Aushauen von v.a. Arten der Strauchschicht und des Unterstands zur Gewinnung von Mähwiesen
  • unsystematischer Einschlag von Wert- und Bauholz durch die Forstverwaltung
  • unkontrollierte oder durch Korruption begünstige Gewinnung von Brennholz durch die örtliche Bevölkerung
  • weitgehend unkontrollierte oder durch Korruption geförderte Beweidung.


Infolgedessen sind Wacholderwälder

  • insbesondere auf Flächen, die für das Waldwachstum ideal wären, d.h. auf ebenen oder wenig geneigten Lagen, nahezu nicht mehr existent
  • vermehrt zurückgedrängt auf weniger produktive, steile Lagen
  • zunehmend degradiert.