Neues Zentrum fördert die Lebensqualität im ländlichen Raum
(C) HNEE
2. März 2021
Soziale Logistik, Umweltmanagement kleiner mittelständischer Unternehmen und Bürger*innenwissenschaft sind Themen, die im neuen Zentrum für Nachhaltige und Innovative Konzeptionen, kurz ZENIKPlus, gebündelt werden. Das Gute Leben (hierfür steht das „Plus“ im Namen) steht im Mittelpunkt aller Aktivitäten, die von der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE) in Kooperation mit der bbw Hochschule Berlin (bbw) gefördert und unterstützt werden. Der Austausch mit Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft, aber auch das partizipative Einbeziehen der Zivilgesellschaft stellen ein besonderes Charakteristikum des Zentrums dar.
Das Gute Leben ist ein ethischer Begriff, der unter anderem in den UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte definiert ist. Im Rahmen des neuen Forschungszentrums ZENIKPlus bezieht er sich auf die Ansätze der Gerechtigkeitsethik, der Verantwortungsethik sowie die Ideen des verantwortlichen Handelns der integrativen Wirtschaftsethik. „Das Gute Leben ist ein Leben, welches erstens gerechte Teilhabe aller Menschen ermöglicht und in welchem sich zweitens jeder Mensch den Folgen seines Handelns verpflichtet - beides ausgerichtet an der nachhaltigen Existenz des Planeten“, erklärt Thoralf Buller, einer der beiden Leiter des Zentrums und Dozent an der bbw.
So fördert und unterstützt ZENIKPlus Projekte, bei denen Bürger*innen selbst zu Forschenden werden und sich für ihre Region einsetzen wie zum Beispiel im Rahmen des Projekts „Smells like“. HNEE-Studierende sammelten bereits 2018 gemeinsam mit Bürger*innen der Stadt Eberswalde Luftdaten mit Sensoren, die in einer interaktiven Stadtkarte (https://bit.ly/3d1hEAN) aufbereitet wurden. Daraus entwickelte sich 2020 ein weiteres Projekt. Studierende pflanzten in Eigeninitiative im Frühjahr den ersten Tiny Forest Deutschlands in der Uckermark. Auf der 700 Quadratmeter großen Fläche wurden im Sommer Sensoren für Luft und Boden installiert, die das Mikroklima und somit die Auswirkungen des Miniwalds auf die Umgebung erfassen. „In Städten könnten kleinere brachliegende Flächen auf diese Weise ertüchtigt werden und ein Beitrag sein, die Luft in Ballungsgebieten zu verbessern und für mehr Abkühlung zu sorgen“, sagt Alexander Conrad, gleichfalls Leiter des Zentrums und Prodekan an der HNEE. ZENIKPlus unterstütze dieses Projekt deshalb bei der Gründung eines ökologisch-ökonomisch-sozial-innovativen Start-Ups. „Für uns ist das eine große Hilfe, da wir nicht nur hilfreiche Tipps für die Gründungsphase bekommen, sondern zugleich einem Netzwerk angehören, das Kontakte mit Akteur*innen aus verschiedenen Bereichen ermöglicht. Das ist für uns sehr bereichernd“, sagt Lukas Steingässer, HNEE-Student und Gründer des Projekts „Wald der Vielfalt“. Darüber hinaus fördert ZENIKPlus die Weiterentwicklung des HNEE-Eco-Good-Award, einem Studienpreis zur Beförderung innovativer und nachhaltiger Ansätze des betrieblichen Umweltmanagements von regionalen Unternehmen.
Das Zentrum ist entstanden aus Aktivitäten des WIR! Innovationsbündnisses region 4.0, das in der Region Barnim, Uckermark und Uecker-Randow in verschiedenen Handlungsfeldern technische, soziale und ökologische Innovationen entwickelt und umsetzt. ZENIKPlus forscht in dieser Tradition – aber mit eigenem Schwerpunkt – zu sozialen, ökologischen und technischen Innovationen und deren Verknüpfung zur Förderung und Sicherung des Guten Lebens vorwiegend in Kommunen außerhalb der Metropolen und oft in der Peripherie. Damit knüpft das ZENIKPlus-Team an den HNEE-Forschungsschwerpunkt „Nachhaltiges Management begrenzter Ressourcen“ und am Forschungsfeld „Nachhaltige Unternehmensführung“ sowie „Betriebliches Umweltmanagement“ der bbw an und entwickelt eigene Themenbereiche aus konkreten Aktivitäten aus Drittmittelprojekten, Forschungsvorhaben, Weiterbildungsangeboten und Ausgründungen, die an den beiden Hochschulen und hier speziell an den Fachbereichen Nachhaltige Wirtschaft (HNEE) und Wirtschaftswissenschaften (bbw) angesiedelt sind. Darüber hinaus publiziert das Zentrum in der ökonomischen und ökologischen Schriftenreihe OIKOS des Fachbereichs Nachhaltige Wirtschaft der HNEE. Die Schriftenreihe wird von den beiden Leitern des Zentrums, Prof. Dr. Thoralf Buller (bbw) und Prof. Dr. Alexander Conrad (HNEE), herausgegeben.
Weiterführende Informationen:
Die UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte (UN Guiding Principles on Business and Human Rights), nach einem der Initiatoren auch Ruggie-Prinzipen genannt, gehören zu den wichtigsten international anerkannten Standards der Verantwortung von Unter-nehmen für Menschenrechte. Sie begründen in 31 Prinzipien Sorgfaltspflichten in den Bereichen Verpflichtung des Staates zum Menschenrechtsschutz, Unternehmensverantwortung: Achtung der Menschenrechte und Zugang zu effektiven Rechtsmitteln. 2011 wurden die UN-Leitprinzipien durch den UN-Menschenrechtsrat einstimmig verabschiedet: https://www.ecchr.eu/
WIR!-Bündnis „region 4.0“ ist ein Zusammenschluss aus über 50 Akteur*innen in Uecker-Randow – Uckermark – Barnim, die gemeinsam die Zukunft der Region gestalten wollen. Getreu dem Motto „Innovationskultur leben statt anordnen“ werden hierbei Akteur*innen mit ihren Ideen und ihrem Engagement gebündelt, um vor Ort ein Innovationsnetzwerk zu initiieren und zu etablieren: https://region40.de/
"Smells like" ist das pragmatische Projekt, das die Alltagswirklichkeit der Eberswalder Bürger*innen verbessert. Hierbei wurden 2018 flächendeckend möglichst engmaschig gemeinsam mit Bürger*innen Luftdaten mit Sensoren in einer hochschuleigenen Datenbank gesammelt, ausgewertet und in einer interaktiven Karte online zur Verfügung aufbereitet (https://bit.ly/3d1hEAN). Dabei konnten belastete Wege und Orte identifiziert und durch ei-nen alternativen Vorschlag ersetzt werden. Ziel der Karte war es, durch Umweltbewusstsein zu einem besseren Leben zu gelangen. Siehe auch Veröffentlichung in der OIKOS-Reihe: https://www.hnee.de/E9618
Der Eco-Good-Award wird seit 2018 am Fachbereich Nachhaltige Wirtschaft der HNEE verliehen. Studierende im Modul „Betriebliches Umweltmanagement“ sind aufgerufen, sich mit ihren Projekten, die Impulse für eine gesellschaftliche Veränderung in Sachen Umweltbewusstsein setzen, einzubringen. Der Preis ist mit 350 Euro dotiert und wird mit der Eröffnung jedes Sommersemesters verliehen: https://www.hnee.de/E5396 und https://www.hnee.de/E10572
OIKOS ist die ökonomische und ökologische Schriftenreihe des Fachbereichs Nachhaltige Wirtschaft an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde. Hierbei werden Ergebnisse des Fachbereichs zusammengefasst und veröffentlicht: https://www.hnee.de/E9759
Für Rückfragen stehen Ihnen gern zur Verfügung:
Prof. Dr. Thoralf Buller (bbw)
Forschungs- und Arbeitsfelder: betriebliches Umweltmanagement, Wirtschaftsethik, nachhaltige Unternehmensführung, Bürgerwissenschaften, Digitalisierung
HNEE-Lehrbeauftragter und Modulverantwortlicher „Betriebliches Umweltmanagement“
Fachbereich Nachhaltige Wirtschaft
thoralf.buller@hnee.de
Prof. Dr. Alexander Conrad (HNEE)
Forschungs- und Arbeitsfelder: Demografischer Wandel, Regionalökonomie, regionales Innovationsmanagement, Versorgung des ländlichen Raums, Smart Logistiks
Prodekan am Fachbereich Nachhaltige Wirtschaft
Tel.: 03334 657-289
alexander.conrad@hnee.de
Annika Bischof
HNEE-Hochschulkommunikation
Mitarbeiterin für Wissenschaftskommunikation
Tel.: 03334 657-227
presse@hnee.de