HNEE setzt sichtbares Zeichen gegen Gewalt an Frauen
Auch in diesem Jahr hisst die Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE) am 25. November – dem Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen – eine Flagge. Was symbolisch wirkt, ist bewusst als klare Botschaft gemeint: Die HNEE duldet Gewalt gegen Frauen und Mädchen nicht, sie schaut hin und übernimmt Verantwortung. Organisiert wurde das Fahnenhissen in Zusammenarbeit mit dem Frauennetzwerk Barnim, das sich seit vielen Jahren in der Region gegen geschlechtsspezifische Gewalt engagiert.
In seiner Rede erinnerte HNEE-Präsident Prof. Dr. Matthias Barth daran, dass es sich bei Gewalt gegen Frauen um eine der schwerwiegendsten Menschenrechtsverletzungen handelt. Mehr als jede dritte Frau erlebt in ihrem Leben körperliche oder sexualisierte Gewalt. „Das sind Zahlen, die wir so nicht hinnehmen dürfen“, betonte Matthias Barth. Gewalt beginne nicht erst bei körperlichen Übergriffen, sondern viel früher – in frauenfeindlichen Sprüchen, im Schweigen, im Wegsehen.
Besonders erschütternd sei, dass Frauen der größten Gefahr nicht im öffentlichen Raum, sondern dort begegneten, wo sie sich eigentlich sicher fühlen müssten: in den eigenen vier Wänden, in Beziehungen, in Familien, am Arbeitsplatz. Studien des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zeigen: Häusliche Gewalt betrifft Frauen aller sozialen Schichten, zunehmend auch im digitalen Raum, etwa durch Cyber-Stalking.
Dass Gewalt Realität vor der eigenen Haustür ist, unterstreichen internationale Zahlen: Weltweit wurden im vergangenen Jahr etwa 83.000 Frauen gezielt getötet, in rund 60 Prozent der Fälle durch Partner oder Familienmitglieder. In Deutschland starben 308 Frauen und Mädchen infolge von Gewalttaten.
Als Bildungsstätte und Arbeitgeber trägt die HNEE besondere Verantwortung. Schutz bedeute nicht, Frauen Strategien beizubringen, wie sie sich besser verteidigen können. Es gehe darum, ein Klima zu schaffen, in dem Männer und Jungen Verantwortung übernehmen und aktiv zu einem sicheren Umfeld beitragen. Gewalt habe weder körperlich noch verbal einen Platz – weder im direkten Miteinander noch im digitalen Raum.
Matthias Barth forderte, das Schweigen zu brechen, nicht wegzusehen und einzugreifen, wenn frauenfeindliche Worte oder Übergriffe passieren: „Heute hissen wir eine Flagge, um zu gedenken. Aber noch wichtiger ist, dass wir uns verpflichten, jeden Tag ein Zeichen zu setzen: gegen Gewalt, gegen Schweigen, gegen Gleichgültigkeit.“
Hilfe und Unterstützung
Wer selbst betroffen ist oder Unterstützung zum Beispiel vor, in, oder nach Trennungssituationen benötigt, sollte sich Hilfe holen – anonym, vertraulich und kostenlos:
Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen: www.hilfetelefon.de
Tel.: 08000 116 016 (rund um die Uhr, mehrsprachig)
Mit dem gemeinsamen Hissen der Flagge durch das Frauennetzwerk Barnim und die HNEE wird ein sichtbares Zeichen gesetzt. Die eigentliche Aufgabe beginnt jedoch im Alltag: Solidarität leben, hinschauen, widersprechen – und gemeinsam Gewalt keinen Raum geben.